Ob in Online-Shops oder auf redaktionellen Seiten – fast jeder Webmaster kennt das Problem, dass sich lange Artikellisten schlecht auf einer einzigen Seite darstellen lassen und deshalb auf mehrere Seiten aufgeteilt werden.
Was aus Nutzersicht sicherlich Sinn macht, bereitet allerdings der Suchmaschine (und deshalb auch dem SEO) Kopfzerbrechen. Paginierte Artikellisten führen nämlich zu zwei großen Problemen beim Crawling:
- Die Folgeseiten der Paginierung unterscheiden sich nur wenig voneinander und verursachen dadurch Duplicate Content. Dies Problem besteht gerade in Shops, wo eventuell neben der Produktliste noch ein Kategorietext steht und auch die Produktbezeichnungen kaum Abwechslung in den Inhalt bringen.
- Je weiter hinten in der Liste ein Produkt steht, desto mehr Links auf Folgeseiten muss die Suchmaschinen folgen, um es zu finden. Dadurch erhält die Produktdetailseite nur eine geringe Linkpower.
Inhaltsverzeichnis
SEO-freundliche Paginierung
Wie können Seitenbetreiber also mit diesem Problem umgehen? Eine pauschale Aussage, die auf alle Seiten in gleicher Weise angewandt werden kann, ist natürlich nicht möglich. Es gibt aber einige Best-Practices, an die man sich halten kann. Die wichtigsten will ich hier mit ihren Vor- und Nachteilen vorstellen.
Kategorien kleinteilig gestalten und so die Paginierung ganz vermeiden
Wenn du die Produkte in einem Shop so sortierest, dass in jeder Kategorie nur so wenige enthalten sind, dass sie alle auf eine Seite passen, kannst du komplett auf eine Paginierung verzichten. Der Vorteil dieser Lösung liegt auf der Hand: Wo keine Paginierung ist, verursacht die Paginierung auch keine Probleme. Es tritt also kein Duplicate Content durch Folgeseiten auf und alle Produktdetailseiten erhalten dieselbe Linkpower.
Die hohe Anzahl der Kategorien, die hierdurch entstehen, kann allerdings von Nachteil sein. Sie blähen die Navigation stark auf, der Nutzer muss sich lange durch den Shop klicken, bevor er die gewünschte Kategorie erreicht, und er muss häufig die Kategorie wechseln, statt gemütlich in allen Produkten einer Kategorie stöbern zu können.
Canonical-Link auf die erste Seite
Bei dieser Lösung verweisen alle Folgeseiten per canonical-Link auf die erste Seite der Paginierung. Ihre URL bildet also die kanonische Haupt-URL für die Kategorie und sollte von Google als einzige indiziert werden. Die kanonische URL erhält zudem fast die gesamte Linkpower der Folgeseiten.
Diese Lösung ist in der Regel am einfachsten zu implementieren und löst das Duplicate Content Problem zufriedenstellend. Sie sollte aber nur angewandt werden, wenn die Produktdetailseiten selbst in der SEO-Strategie keine Rolle spielen.
Weil die Linkpower der Folgeseiten nämlich komplett der ersten Seite gutgeschrieben wird, erhalten die Produkte, die nur auf Folgeseiten verlinkt sind, so gut wie keine Linkpower.
No-Index und Follow auf den Folgeseiten
Alternativ zum canonical-Link kann auch auf allen Folgeseiten ein Meta-Tag mit folgender Angabe gesetzt werden:
1 | <meta name="robots" content="noindex, follow"> |
Es bewirkt, dass Google diese Folgeseiten nicht in seinen Index aufnimmt (das Duplicate Content Problem ist also gelöst), den Links auf ihnen aber folgt. Dadurch erhalten auch Produkte Linkpower, die nur von den Folgeseiten verlinkt sind.
Diese Lösung ist häufig die Standardlösung, trotzdem sehe ich auch zwei Probleme, die sie mit sich bringt: Erstens geht die Linkpower verloren, die den Folgeseiten selbst zugerechnet wird. Bei der Lösung mit dem canonical-Link würde sie wenigstens noch der ersten Seite zugerechnet werden.
Und zweitens erhalten die Produkte auf späten Folgeseiten trotzdem nur eine geringere Linkpower als die Produkte auf der ersten Seite, da sie noch einmal einige Klicks weiter in der Seitenhierarchie von der Startseite entfernt liegen.
Zudem tendieren Suchmaschinen derzeit dazu Seiten die mit dem Meta-Robots-Tag noindex,follow versehen sind, langfristig so zu behandeln als wären sie mit dem Meta-Robots-Tag noindex, nofollow versehen.
Canonical-Link auf eine alternative Ansicht mit allen Produkten
Eine Lösung, die die erste und zweite Lösung verbindet, könnte so aussehen, dass neben der paginierten Produktliste eine zusätzliche Produktliste erstellt wird, die sämtliche Produkte enthält. Alle paginierten Seiten (auch die erste) verweisen nun per canonical-Link auf die Gesamtansicht.
Diese Lösung hat den Vorteil, dass von der Suchmaschine die Seite mit dem meisten Inhalt indiziert wird und alle Produktdetailseiten dieselbe Linkpower erben. Demgegenüber stehen aber auch wieder zwei Nachteile: Erstens ist die Gesamtansicht nirgendwo in der Navigation des Shops verlinkt und erhält ihre Linkpower nur aus dem canonical-Link. Ob das ausreicht, um in einem umkämpften Umfeld Rankings zu erzielen, ist fraglich.
Zweitens kann die hohe Anzahl der Links, die in der Gesamtansicht enthalten sind, zu Problemen führen. Insbesondere erbt jede Produktdetailseite hierbei nur einen Bruchteil der Linkpower der Gesamtansicht.
rel=“prev“ und rel=“next“
Bereits 2011 wies Google auf zwei selten genutzte “Meta-Links” hin, die bei einer Paginierung für Klarheit sorgen. Diese Link-Elemente, die im <head>-Bereich einer Seite eingebunden sind, weisen jeweils auf die vorhergehende und auf die Folgeseite der Paginierung hin.
Dadurch erhält die Suchmaschine ein gutes Gesamtbild des paginierten Inhalts und kann selbst entscheiden, wie sie mit der Paginierung umgeht. Dies sieht dann beispielsweise auf der fünften paginierten Seite von rankwatcher.de folgendermaßen aus:
1 2 3 4 | <head> <link rel="prev" href="https://www.rankwatcher.de/page/4/" /> <link rel="next" href="https://www.rankwatcher.de/page/6/" /> </head> |
Welche der Paginierungsauszeichnungen ist die beste?
Wie du siehst, hat jede Lösung für Paginierungsprobleme ihre Vor- und Nachteile. Einige der genannten Paginierungsmöglichkeiten waren früher auch mal Standard, wirken sich mittlerweile jedoch kontraproduktiv bei der Suchmaschinenoptimierung aus. Dazu zählen insbesondere die Methoden mit den Canonical Tags und die Methode mit dem Meta-Tag Robots index, nofollow.
Vor allem da Canonical Tags für gleichartige URLs (z. B. es gibt eine URL mit demselben T-Shirt in rot, eine URL mit demselben T-Shirt in grün, eine selbe URL mit dem T-Shirt in gelb) eine dieser URLs als Haupt-URL definieren sollen, sind sie nicht gerade die ideale Lösung für die Paginierung und sollte daher vermieden werden.
Auch der Meta-Tag Robots noindex, follow kann langfristig zu Indexierungsproblemen führen, da Suchmaschinen wie Google diese Auszeichnung laut eigener Aussage mit der Zeit als noindex, nofollow betrachten.
Die sauberste Lösung, um die Paginierung suchmaschinenfreundlich zu gestalten ist daher, mit den Link-Elementen rel=“prev“ und rel=“next“ zu arbeiten. Die zweitsauberste Lösung ist, die Kategorien kleinteilig zu halten und somit die Paginierung ganz oder Großteils zu vermeiden.
Auch das Anzeigen von z. B. 25 anstatt 10 Produkten/Beiträgen pro Kategorie-Seite kann die Paginierung verhindern oder zumindest verringern und somit eine sehr gute und saubere Lösung sein.
Warum sind viele zusammenhängende Seiten ein Problem?
Stell dir vor, ein Blog besteht seit fünf Jahren. In jeder Woche wurden zwei Artikel veröffentlicht. Dann befinden sich mittlerweile 520 Artikel in dem Blog. Wenn auf jeder Übersichtsseite 5 Artikel angeteasert werden, besteht die Paginierung mittlerweile aus 104 Folgeseiten.
Per Default verlinkt WordPress immer nur auf die nächste und auf die vorige Seite. Solange diese Standardeinstellung nicht angepasst wurde, finden Crawler die ältesten Artikel erst auf der 104. Ebene dieser Webseite! So tief crawlt Google selbst Webseiten, die extern bestens verlinkt sind, nur selten.
Die übliche Empfehlung lautet, eine größere Anzahl von Folgeseiten zu verlinken. Das kann jedoch auf mehrere unterschiedliche Arten gemacht werden. Für welche du dich entscheidest, hat starken Einfluss auf die Struktur der Webseite.
Ich möchte deshalb drei geläufige Arten vorstellen und sie in Hinblick auf die Tiefe der Verlinkungen und die Verteilung des Page-Ranks innerhalb der Liste vergleichen.
Die verschiedenen Paginierungsmethoden
Für den Vergleich der verschiedenen Paginierungsmethoden, habe ich mich an folgende Rahmenbedingungen gehalten:
- Jede Seite verlinkt immer die erste Seite der Liste, die letzte Seite, sich selbst, ihren direkten Vorgänger und ihren direkten Nachfolger.
- Die Liste besteht insgesamt aus 100 Folgeseiten.
- Auf jeder Seite werden Links zu insgesamt 12 der 100 Seiten angezeigt.
Zusätzlich zu den genannten Seiten werden in den Paginierungen noch weitere Seiten verlinkt. Für die Auswahl dieser Seiten habe ich drei verschiedene Methoden verglichen:
- Verlinkung der direkten Nachbarn: Ich verlinke auf jeder Seite so viele direkte Vorgänger und Nachfolger, bis die Anzahl von insgesamt 12 Links erreicht ist. Dabei versuche ich – soweit möglich – dieselbe Anzahl an Vorgängern und Nachfolgern zu verlinken. Auf der zwölften Seite führt dies beispielsweise zur Verlinkung dieser Folgeseiten: 1, … 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, … 100
- Verlinkung in gleich großen Schritten: Bei der Verlinkung in gleich großen Schritten verteile ich die Links in jeweils gleichem Abstand über sämtliche Seiten der Liste. Die 29. Seite verlinkt dadurch auf diese Seiten: 1, … 13, … 26, … 28, 29, 30, … 38, … 51, … 63, … 75, … 88, … 100
- Verlinkung in logarithmischen Schritten: Die Verlinkung in logarithmischen Schritten bedeutet, dass ausgehend von der aktuellen Seite weitere Seiten im Abstand von x^0, x^1, x^2, … x^n verlinkt werden. Die Anzahl der Links in der ersten und der zweiten Hälfte der Liste wähle ich so, dass das x vor und nach der aktuellen Seite möglichst dieselbe Größe hat. In der logarithmischen Paginierung verlinkt die 43. Seite beispielsweise auf diese Seiten: 1, … 27, … 37, … 40, … 42, 43, 44, 45, … 48, … 54, … 68, … 100
Vergleich der Paginierungsmethoden
Nachdem ich für jede Methode die Links von allen Folgeseiten der Liste erzeugt hatte, habe ich zuerst berechnet, wie viele der Seiten jeweils durch wie viele Klicks von der Startseite entfernt sind.
In dem oberen der beiden folgenden Diagramme findest du die absolute Anzahl von Seiten pro Klickebene, im Unteren die Anzahl der Seiten, die jeweils weiter als eine bestimmte Menge von Klicks von der Startseite entfernt sind:
Die Diagramme offenbare deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Paginierungsmethoden: Bei der logarithmischen Paginierung liegt die Hälfte aller Seiten auf der zweiten Ebene und keine liegt tiefer als in der dritten Ebene.
In der Paginierung mit Verlinkung der direkten Nachbarn liegt dagegen eine einzelne Seite sogar erst auf der 11. Ebene, während sich die anderen Seiten relativ gleichmäßig auf die anderen Ebenen aufteilen.
Die Verlinkung in gleich großen Schritten ist zwar immer noch besser als die der direkten Nachbarn, reicht aber nicht an die Effizienz der logarithmischen Paginierung ran.
Die folgenden drei Diagrammen zeigen die Verteilung des Page-Ranks über die verschiedenen Folgeseiten:
Wieder sieht man, wie effizient die logarithmische Paginierung ist: Bis auf die erste und letzte Seite (die beide von jeder einzelnen Seite aus verlinkt sind) bekommen alle Seiten der Liste etwa dieselbe Menge Page-Rank ab.
Auffällig ist jetzt aber, wie schlecht die Paginierung in gleich großen Schritten gegenüber den anderen beiden Paginierungen abschneidet. Neben der ersten und der letzten Seiten haben auch noch sieben weitere Seiten einen äußerst hohen Page-Rank, während ein Großteil der Seiten einen sehr schlechten Page-Rank hat.
Damit schafft es die Paginierung in gleich großen Schritten noch schlechter als die Verlinkung der direkten Nachbarn, den Page-Rank gleichmäßig über alle Seiten zu verteilen.
Struktur der Paginierungsmethoden
Die folgenden beiden Diagramme die in Gephi erstellt wurden, zeigen die Verlinkungen einmal in einer Paginierung mit Verlinkung der direkten Nachbarn und einmal in logarithmischer Paginierung.
Die vielen reziproken Verlinkungen benachbarter Seiten sind auf dem ersten Bild deutlich in dem “Kranz” zu erkennen, der sich um die erste und letzte Seite windet. Auf dem zweiten Bild, das die logarithmische Paginierung zeigt, führen die vielen Querverbindungen dagegen zu einer komplexen, eng geschnürten Struktur:
Schlusswort
Die hier vorgestellten Paginierungsauszeichnungen, Paginierungsmethoden und Daten lassen natürlich noch eine ganze Reihe weiterer Auswertungen zu. Insbesondere die Auswertung nach Page-Rank und Verlinkungstiefe, die ich in diesem Artikel betrachtet habe, zeigen bereits deutlich, welchen Einfluss verschiedene Paginierungsweisen auf die Webseitenstruktur haben können.
Wie du siehst, ist die Paginierung einer größeren Website eine nicht unwesentliche und im Vergleich zu anderen SEO-Maßnahmen eher komplexere Aufgabe. Deswegen solltest du dich vor der Paginierung deiner Website gründlich darauf vorbereiten und einen Plan erstellen, bevor du die Aufgabe angehst. Natürlich kannst du auch eine fähige Agentur wie Tekweb beauftragen, um die Paginierung für dich vornehmen zu lassen.